Monat: April 2010
Schiedsrichterbeleidigung
geht im Deutschen Fussball gelegentlich ziemlich in die Hose oder sogar darunter.
Beim Zurückbeleidigen zückt indessen der Schweizer Schiedsrichter schon mal den gestreckten Mittelfinger, wie Signore Busacca vorbildlich demonstriert:
Berlin Tief
© Dagie Brundert 2010, mehr davon irgendwo auf: dagiebrundert.de
6erläuten
Weiland am Zürcher Hbf das geordnete Chaos umgeleiteter, ausgefallener und sonderfahrender Tramlinien tobte, sah man derweil klassische Strassenszenen mit zünftig trachtengewandeten Menschen:
Fürs Protokoll hiermit das vorläufig amtliche Endresultat:
Der den Winter symbolisierende Böögg hat knappe 13 Minuten dem Fegefeuer widerstanden — aberglaubend wird das sommerliche Grillwetter damit gut bis mittelprächtig.
Zürcher Vulkanier fackeln nicht lange aber heftig.
Delikat Essen XIX
Fortschreitende Germanisierung in Zürich am Goldbrunnenplatz:
Alle Tassen im Schrank?
„Don’t be evil.“ lautet scheinheilig das Google-Motto.
“It’s bullshit!” kontert der Scheinheilige iGod Jobs.
Beim Freizeitspass wilfen googelt man sich gar nicht uneitel schon mal selber und findet dann eine solche Obskurität:
Evil bullshit. Nice try, but I don’t buy it.
Blindtest
Blatterschuss
FIFA-Boss Blatter, selbst aus dem Wallis stammend aber im steuerschonenden Zürich residierend, lästert auf einer im südafrikanischen Cape Town Stadium angebrachten Schautafel mal so richtig ab über die selbsternannte Little Big City.
Traditionell wird der Walliser an sich in der Rest-Schweiz für nicht ganz voll genommen. Eine hohe Dosis Vuvuzela ist bei diesem Allgemeinzustand eine absolute Kontraindikation!
Zürcher Stadtderby
Der amtierende Schweizer Fussballmeister FC Zürich hält sich hartnäckig am Tabellenende der Schweizer Nationalliga, trotz Straftrainings auf dem Trainingsgelände vor der Bruchbude im Letzigrund. Vielleicht sollten die Jungs besser unter dem einsturzgefährdeten Stadiondach trainieren.
Zum Derby gegen den Grasshopper Club Zürich brachte ich mich selbst als Glücksbringer mit, hatte ich schliesslich als fremdfreudiger Stadionbesucher in der laufenden Saison eine bislang makellose Bilanz (gegen den Letzten und Vorletzten) aufzuweisen. Stadtderby heisst Volksverein gegen Bonzenverein, verspricht ein annähernd volles Haus was wiederum erhöhte Sicherheitskontrollen und beengten Zutritt nach Wartezeit bedeutet.
Die klaustrophobische Eintrittskontrolle hinter mir (klar wurde ich ob meines gefährlichen Aussehens abgetastet – der sieht ja wie ein alkoholfreier Balkonraucher aus, der hat bestimmt Pyrotechnik dabei…) kamen heftige Atembeschwerden: die Mannschaften betraten gerade den Rasen, da fackelten die Zürcher aus der Südkurve nicht lange und brannten ihr irgendwie rein geschmuggeltes kunterbuntes Feuerwerk ab — dichter rotgelbweissblaubrauner Rauch, welcher sich unter dem Tribünendach nicht ganz so leicht verflüchtigte. Zugegeben, der Volksverein ist halt auch ein Chaotenverein.
Kaum hatte sich der beissende Qualm verzogen, schossen die Grasshoppers bereits das erste Tor. Eine Minute später gab es Penalty für den FCZ, lässig in die Mitte gelupft, Torwart in der Ecke – 1:1. Mitte der ersten Halbzeit dann das vollauf verdiente 1:2 — die Grasshopper hüpften mannschaftlich einfach besser auf dem Rasen herum. Glück für den gastgebenden FCZ mit nur einem Tor Rückstand in die Pause zu gehen; dass hier der Tabellendritte gegen den Drittletzten spielte war leider allzu offensichtlich.
Der FCZ-Trainer hörte wohl meine Halbzeitanalyse und nahm nach der Pause den schwachen 10er vom Feld und brachte die Nummer 8. Die belebte das Spiel zusehends, der FCZ kämpfte fortan und das Spiel war ausgeglichen — auch dank des Ausgleichs zum 2:2. Mit diesem Resultat hatten sich die Grasshoppers vermutlich angefreundet, aber nicht die Spieler des FCZ, von denen einer in der letzten Minute den glücklichen Siegestreffer mit einem Hinterkopfball erzielte.
Wow! Jubel. Trubel. Heiserkeit. Zumindest in der Südkurve und bei mir: drei Spiele, drei Siege, der FC Zürich sollte mich als Maskottchen aufstellen.
Negerküsse Mohrenköpfe
Endlich an ein ultimatives Ziel der Schäume angelangt: die sagenumwobene Mohrenkopf-Fabrik Dubler im Kanton Aargau. Seit dem allerersten Biss in eine Dublersche Köstlichkeit ist die Ehrfurcht des Hobbyschweizers ungebrochen gross und fast ungläubig stand er nun leibhaftig vor dem süssen Mekka. Wirklich erstaunlich war die beachtliche Zahl von Kunden die den Preis- und Frischevorteil des Rampenverkaufes (quasi Fabrikverkauf) nutzen, um die benötigte Dosis Dublers beim Chef persönlich am Fabrikschalter zu erwerben. Interessant zu beobachten, wer was und wieviel in seinen Kofferraum verfrachtet.
Direkt neben der Produktionhalle liegt die fast ebenso grosse Garage nebst Reifenlager für das Dublersche Hobby der Rennfahrerei mit aufgebohrten Chevys. Der Dublerschriftzug ziert ganz passend die Rennkarossen des rasenden Mohrenkopfmeisters.
Überraschend ergab sich die spontane Möglichkeit die Produktionsstätte der Dublerschen Köstlichkeit leibhaftig zu betreten und der Verwandlung von Eiweisschaum zu korrekten Mohrenköpfen staunend beizuwohnen.
Eine süssliche Vanillenote schwebt in der heiligen Produktionshalle, die Eiweisschaumschläger verdichten rührend die Masse, welche von einem der Arbeiter mit der Hand in den Fülltrichter gegeben wird woraus der Schaum in Achtereihen auf die Waffelbasis gedrückt wird.
Anschliessend beginnt eine Metamorphose über 30 Meter — die noch weissen Rohköpfe werden mit Zartbitterscholode abgeduscht, gefönt und gekühlt.
Mit maschineller Unterstützung werden die Leckereien in Handarbeit sortiert und verpackt.
Die Mitarbeiter sind allesamt sehr gastfreundlich und der momentan in der Verpackung eingesetzte Neffe aus Neuseeland gab ausgiebig Auskunft, was zu einem kleinen Stau auf der Mohrenkopfförderstrasse führte.
Überhaupt herrscht dort eine völlig entspannte Atmosphäre – Dubler ist bekannt für sein Managment by love, er nutzt Ökostrom auch für seine Fabrik und das sich dem Produktionsareal direkt anschliessende Wohnhaus ist ein so genanntes „Erdhaus“ und sieht fast ein wenig wie ein Mohrenkopf ohne Schoggi-Überzug aus.
PS: Die produktionsrelevanten Fotos sind mit kleinen Dokumentarfilmchen unterlegt, Klick auf Bild, Ladezeit abwarten, Film ab.
Komasaufen
Wie unser kürzlich nach Fernost verlegter Komapatient in die Heimat schmögerte, ist das Komasaufen in Komadscha ein weiterhin wachsender wesentlicher Wirtschaftszweig. Für den Transport der tonnenschweren Bierdosen werden mittlerweile richtig grosse Trucks eingesetzt.
Bei schwierigem Geläuf werden die gigantischen Bierdosen kurzerhand verschifft.
Komasaufen ist der Freizeitspass schlechthin und wird mit mehreren tausend glückseligen Komatrinkern in grossen Hallenstadien zelebriert.
Die beachtlichen Erfolge der komatösen Freizeitgestaltung sind bei manchen kleinen Komakindern nicht einfach zu übersehen.
Dass man vom Komabier ganz bestimmt einen singhalesischen Kater bekommt, zuvor aber mindestens zwier tropische Sterne sieht, wird gemäss Packungsbeilage ausdrücklich garantiert.
Nachdem sich die Blauhemden (5,4 Alkoholgehalt) gegen die Rothemden (4,5 Blutalkohol) naturtrüb durchsetzten, im Finale gegen die Gelbhemden (14,5 Bieranteil) aber hefig unterlagen, steht nun dem totalen Triumph der grossen gemeinen Hopfenrebe in Stadt, Land und Fluss nichts mehr im Wege – da hilft auch kein Lichtschwert nicht.