Sprachforderung

Natürlich sind es wieder einmal die lustigen Volksmutanten von der Schweizer Volkspartei, welche instinktsicher mit der Bevölkerung Witterung aufnehmen und eine Initiative für die Deutschschweizer Mundarten lancieren.

Im Kanton Zürich wird seit 2008 im Kindergarten (Vorschule mit obligatorischem Besuch) teilweise auf Schriftdeutsch (Standardsprache) unterrichtet, wobei die Kinder frei parlieren können, ganz wie sie wollen. Eigentlich sinnvoll: frühzeitig angeboten erlernen Kinder leichter Fremdsprachen und das Schweizerdeutsch besitzt als Mundart keine (einheitliche) Schriftsprache.

Die angestrebte Rolle Rückwärts der Hauchdeutsch-Nerds soll das Schriftdeutsche komplett aus dem Kindergarten verbannen. Mundart sei Beziehungssprache und ein Kulturgut, der pädagogische Nutzen der Standardsprache hingegen nicht nachgewiesen.

Stimmt.

Schwiizertüütsch ist amüsanter.

Hasenhobel 20.11

Auf den ersten Blick ist im direkten Vergleich zur Vorgängerversion keine grundsätzliche Trendwende zu erkennen, der Gesamteindruck vielleicht aber aufgrund der gestiegenen Erwartungshaltung gerade deshalb eher enttäuschend.

Geritten wird der Bock heuer zwar stilgerecht auf einer Satteldecke aus Lammfell und die Hühner sind nun in den Getränkehalterungen sicher verstaut. Die künstliche Flora wurde jedoch reduziert und an Aufklebern ebenfalls gespart, was insgesamt zu einer ärmeren Anmutung führt.

Was im letzten Jahr noch der Frühjahrsschocker der Wohnmaschine war, ist in diesem Jahr kein reiner Hingucker mehr. Eher schon entsteht der Eindruck blosser Pflichterfüllung, welche wiederum ursächlich für eine spürbar aufkommende Lieblosigkeit sein mag. Gewohnheit ist halt aller Harley Anfang…

Grenzwert

Die Eidgenossenschaft wehrt sich tapfer an allen Fronten: im Süden drohen die Italiener sich einzuarbeiten, im Westen frisieren Franzosen nicht nur Frisuren und im Norden sowieso Teutonen über alles. Nur im Osten herrscht Ruhe seit der Statthalter der Habsburger einst eins vor den Latz bekam.

Beim zähen Ringen mit dem überzähligen Feind misst sich der Eidgenosse furchtlos gar mit allerlei Fabelgetier. Schaf und Rabe kennen wir schon von der einen oder anderen Schlacht, jetzt gilt es gegen die auswärtige aber tanzwütige Ratte den heimischen Käse zu verteidigen.

Die rechts-schwurbelige Lega dei Ticinesi triumphierte bei den kantonalen Wahlen mit tierlieben Motiven:

Der spitzbübische Capo der Legion will eine fünf Meter hohe Mauer an der Grenze zu Italien errichten. Interessante Idee, zumal er ja Bauunternehmer ist.

Die Ratten aber könnte Zwerg Nase vielleicht doch besser als Drogenkuriere einsetzen.

Bimbes rulez

Einen lakonischen Blickwinkel auf Haupt- und Nebeneingang gewährt die Niederlassung der Privatbank Julius Bär unweit der Zürcher Börse:

Das Bankhaus Bär ist im Sektor Private Banking mit Einlagen von einer Viertelbillion Franken ein Big Player und auf die Vermögensverwaltung wohlhabender Kunden spezialisiert. Beidseitige Profitgier führt ausser in die Schweiz gern in die regulierungsfernen Offshore-Finanzplätze, wo besonders gut Köder gelegt und gewieft Fährten verwischt werden können. Die real existierende Steuerfreiheit auf den Kaimaninseln, wo doppelt soviel Firmen wie Einwohner registriert sind, macht die karibische Inselgruppe zum immerhin fünftgrössten Finanzplatz der Welt.

In der mit Trust-Geschäften betrauten Bär-Niederlassung auf den Kaimaninseln wurde 2002 ein Datenleck vermutet. Dem von der Bank für solche Situationen vorgesehenen Lügendetektor-Test verweigerte sich einer der Mitarbeiter und wurde kurzerhand entlassen. Nachdem in der Folge Bär-Bankdaten öffentlich gemacht wurden, erzwang Julius Bär 2008 die kurzzeitige Stilllegung der Server von Wikileaks per Gerichtsurteil in den USA. Erst als die Bank den negativen Streisand-Effekt ausgiebig kennenlernte, zog sie die Klage gegen Wikileaks wieder zurück.

Der Konflikt zwischen Bank und geschasstem Ex-Manager eskalierte weiter und führte anfangs Jahr zu dessen Verurteilung auf Bewährung in der Schweiz.

Der zunehmend an Michael Kohlhaas angelegt scheinende Desperado übergab just zwei Tage vor jenem Gerichtstermin öffentlichkeitswirksam eine CD mit weitere Bankdaten an Wikileaks. Derlei Datenklau gilt hierzulande als schwere Straftat einer nachrichtendienstlichen Wirtschaftsspionage und führt unter Umständen zum sofortigen Ausstieg eines Beschuldigten.

Dem Gericht vorliegenden Unterlagen über potentielle Steuerhinterziehungen der Zürcher Bank durch Scheingeschäfte auf den Kaimaninseln werden — dingdong, unter Berufung auf Schutz des Bankgeheimnisses — weiterhin unter Verschluss gehalten und so der Einsichtnahme zuständiger Finanzbehörden entzogen.

Rein markttechnisch wird auch künftig der Preis für raubkopierte Bankdaten auf hohem Niveau und das Schweizer Bankgeheimnis ein lukratives Geschäft bleiben — sowieso.

EDIT 14.04.2011:
Wegen ähnlicher Bimbes-Geschichten überlässt Bär dem Grossen Kanton grosszügig eine Portion Peanuts:

Lynchjustiz

Liebe Rätselfreunde,
zum Wochenstart gleich ein neues packendes Rätselbild zum mitraten:

Welcher Unhold wird hier zum Scheiterhaufen gefahren?

Neu! Jetzt mit Zusatzchance!

Da beim letzten Rätsel leider keine richtige Lösung einging, wird der Jackpot in Form von Knallerbsen für die treffsicherste Schätzung der Brenndauer ausgeschüttet!

Genfer Konvention

Verglichen mit der nüchternen Sachlichkeit des Zürcher Piktogramm-Stils ist bei der Genfer Variante eine etwas verspielte Bearbeitung des gleichen Themas gut erkennbar.

Der unbedingte Mut zu mehr Phantasie offenbart sich selbst im Detail der Frisurgebung, wodurch die ohnehin expressive Darstellung zusätzlich eine punkige Note erfährt. Leider ist auch in diesem Fallbeispiel die angebotene Körperhaltung technisch unsauber, was dazu führt, dass das Ziel gerade noch am äussersten Rand getroffen zu werden vermag.

Der Akt als solcher erscheint gewalttätig, ein Gefühl der Erleichterung will sich beim Betrachter nicht einstellen.