Im Atomzeitalter überwiegt die Skepsis:
Heute — nach GAU und Super-GAU — ist die Riesenwohnmaschine ein schillerndes Soziotop. Schon Ex-Mieter Max Frisch wusste: Wohnen im Lochergut ist eben menschlich chic.
Im Mai wurde der Schweizer Erstligaverein Xamax Neuchâtel von einem milliardenschweren Rohstoffhändler übernommen. Der tschetschenisch-stämmige Mogul feuerte fast die gesamte Belegschaft auf und neben dem Platz und kündigte sämtliche Sponsorenverträge. Sodann wurde etwas Tschetschenen-Ornament ins neugestaltete Vereinswappen eingepflegt und die Aufmunterung des Publikums erfolgt nun zusätzlich in Kyrillisch.
Überdies wollte der Oligarch den Geldwaschvollautomaten Fussballclub in Neuchâtel Xamax Vainach* umbenennen, was jedoch aus technischen Gründen (Einsendeschluss verpasst) noch versagt blieb.
*„Der Begriff Vainach (Unser Volk) für das tschetschenisch-inguschische Ursprungsvolk ist (…) patriotisch stark aufgeladen“
PS: Zum Saisonauftakt erlitten 5.000 Hobby-Tschetschenen bei immerhin freiem Eintritt eine 0-3 Heimniederlage.
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[edit 25.07.2011]
Entlassung des gesamten Trainerstabes nach Auswärtsniederlage am zweiten Spieltag.
[edit 26.07.2011]
Tschetschenen-Zar verfügt die Absetzung des (von ihm selbst eingesetzten) Vereinspräsidenten.
[edit 20.08.2011]
Die bislang sieg- und torlose Tschetschenen-Filiale Xamax schiesst zwei Tore und holt drei Punkte in Zürich.
[edit 18.01.2012]
Xamax Flasche leer: Auschluss aus dem Ligabetrieb.
[edit 02.02.2012]
Ende Januar kommt der tschetschenische Clubbesitzer wegen «ungetreuer Geschäftsbesorgung» in U-Haft.
Bandenwerbung für Auswärtige:
Zugegeben: oben wurde ein überflüssig scheinendes „Z“ nebst Umlaut weg retuschiert und so machts ja auch Sinn.
Nach den heimeligen Claims „Little Big City“ und „Downtown Switzerland“ erklärt Zürich Tourismus Stadt und Kanton nun schlicht zur Weltklasse.
Geltungsbedürfnis + heimische Silberdistel = Swissnessklasse.
Szervusz miteinand!
Pál Schmitt ist ein Hanswurst. Echt jetzt!
Nachdem das hier und jetzt geklärt ist, schlagen wir flugs einen grossen Bogen von den nationalbesoffenen Magyaren über das alte (Schweizer!) Geschlecht der Habsburger mitsamt ihren etwas seltsamen Riten hin zu einem pathologisch ebenfalls sehr interessanten hiesigen Hanswurst.
Bis auf die Hohlwelttheorie scheinen alle gängigen Verschwurbelungen mustergültig erfasst worden zu sein. En garde!
Am Zürihorn lauschte ich im Frühjahr zum ersten Mal dem wahrhaft wunderlichen Klang eines live gespielten Hang (Berndeutsch für Hand), ein Metallkorpus mit eingekerbten Resonanzfeldern, auf denen perkussive Tonfolgen mit den Händen erzeugt werden. Fasziniert von dem bislang unbekannten Klangspektrum konnte ich dem kajalgeschminkten jungen Musiker immerhin entlocken, dass die Schweizer Erfinder des Instruments es eben schlichtwegs Hang nennen.
Meine anschliessenden Recherchen ergaben, dass ein Original-Hang nicht einfach so zu erwerben sei, sondern man sich dafür quasi bewirbt, um unter Umständen eingeladen zu werden, sich direkt bei den Hangbauern einen Klangkörper aussuchen zu dürfen — ein etwas komplexes Vorgehen. Allerdings scheinen die Erbauer ein alchemistisches Verfahren für die Metallbearbeitung entwickelt zu haben, wohl ursächlich für die kosmisch klingenden Klänge.
Erfreut hörte ich wenige Wochen später den Strassenmusikanten wiederum am Seeufer sein Ding spielen und diesmal konnte ich sogar ein paar Töne einfangen.
Reproduziert klingt die Klangschüssel jedoch nicht annähernd so eindrücklich wie in der Echtzeit, Obertöne und Nebenschwingungen lassen sich einfach nicht einsperren…
Für sich weiter in die Materie einarbeiten wollende Klangforscher liegt ein netter Multilayer mit hübscher filmischer Umsetzung von und mit dem professionellen Hangspieler Manu Delago genau hier bereit — enjoy!
Dönnerwetter: Imbisspreise in Genf/Pâquis brüskieren Rappenspalter.