Weisse Hölle Uetliberg

Der erste Schnee der Saison ist jedes Mal wieder neu und aufregend. Natürlich muss man den frischen Schnee probieren und schmecken und dessen Konsistenz fachkundig auf Rodelverhalten und Ballgefühl überprüfen. Falls Frau Stirnimaa Holle jedoch weiterhin derart handfest die Betten ausschüttelt, sieht es hier bald so aus wie sonst im Oberland.

Zürcher Forst am 28. Oktober 2012 mit Schneemenschchen

Weils´aber noch Oktober ist und reichlich feucht ist die jüngst gefallene Schneemenge im Schweizer Mittelland triefnass und pappschwer. Mangels Gefälle droht keine unmittelbare Lawinengefahr, aber bei plötzlich auftretenden Naturgewalten ist ja immer etwas Vorsicht geboten. Den hinterlistigen Anschlag eines in der Siedlung umher streunenden Sniper-Duos konnte ich gerade noch verhindern, da ich nach den ersten Schneebällen auf das zum Lüften verlockend weit geöffneten Fenster, die aber alle knapp in die Fensterläden krachten, bereits aufgeschreckt auf der Hut war, doch statt des selbigen flugs meine Yeti-Maske aufsetzte.

Yeti, Weisse Hölle vom Frieneberg, Yeti-Maske

Die half prima und die frechen Buben flüchteten schnell ganz verängstigt und verloren sich alsbald im immer dichter werdenden Schneegestöber…

Astropunk

Houston, Tranquility Base, Eagle landed, Apollo 11, NASA, Men on moon, first moonlanding, erste mondlandung, Neil Armstrong

“Tranquility Base here. The Eagle has landed!”

Lied des Astronauten

Der Mond ist eingefangen,
von Sonden schon begangen,
von Fotos wohlvertraut.
Das All steht schwarz und schweiget,
doch aus Raketen steiget
Schon hie und da ein Astronaut.

Noch ist der Kosmos stille
und in der Kapsel Hülle
so traulich und so hold
als wie ein leeres Zimmer,
das nur der Sterne Schimmer
erreichen und erhellen sollt.

Wenn wir darein nun treten,
was nützet unser Beten,
daß es so traulich blieb?
Da wir doch weiterfahren,
herrscht hier in ein paar Jahren
bestimmt der schlimmste Hochbetrieb.

Wir tollen Menschenkinder
sind mächtige Erfinder
und machen nirgends halt.
Wir holen uns die Sterne,
selbst Venus, die noch ferne,
und wenn es sein muß, mit Gewalt.

Wie bist du, Welt, von weitem
so still. Von deinem Streiten
spürt man hier keinen Hauch.
Herr, schütze meine Reisen
und laß mich ruhig kreisen –
und meinen toten Nachbarn auch.

Dieter Höss: Schwarz Braun Rotes Liederbuch. Bergisch Gladbach 1967

Heilsbells

 

Rettet die Heilsarmee die Schweiz?

Selbst für diesen Versuch gäbe es für die Schweiz vermutlich wenig mehr als die gewohnten Zero Points. In einer Volksdemokratie ist man jedoch ergebnisoffen und auf der Seite des Schweizer Fernsehens tummeln sich weitere 178 (!) Bewerbungsvideos. Es gibt dort allerhand bemerkenswert stumpfes Liedgut. Unerschrocken kandidiert Serbien in der Schweiz, die Eurovision-Gewinnerin von 1956, Lys Assia, ist nicht tot zu kriegen und Hotel Mama hat immer ein Leckerli für schunkelige Schwergewichte. Politisch korrekt ist Jack Stoiker, der findet die Anderen einfach nur blöde.

Muschitrend

Kaum ist man mal kurz weg, schon nutzen junge Kreative den ollen Kotti als Catwalk. Da schlendert man gerade völlig entspannt durch eine harmlose süddeutsche Fussgängerzone und plötzlich erkennt das geübte Auge das nur leicht modifizierte Kreuzberger Wappen am Laternenpfahl. Im Netz erfährt man sodann, dass die dreisten Etikettenschwindler nur zehn Nummern aber keine zehn Häuser neben Urgesteinen mit Metall in einem dritten Hinterhof ihr freches Hallodri treiben.

Trainierte früher nicht die Kiez-Miliz im dortigen Dojo? Tempi passati!

Sex sells und eine Prise Street Credibility frisch vom Kotti pimpt jeden Blümchensex. Dazu noch ein wenig Guerilla-Marketing hinein bis ins württembergische Unterland — und schon ist fast alles ziemlich Muschi

Muschi Kreuzberg, Guerilla-Marketing, Muschi im Unterland

PS: Strick leider schon alle — keine heimelige Fernwärme im kalten Exil.

Happiness is a warm gun (Bang bang, shoot shoot) Happiness is a warm gun mama (Bang bang, shoot shoot) When I hold you in my arms (Oh yeah) And I feel my finger on your trigger (Ooo, oh yeah) I know nobody can do me no harm (Ooo, oh yeah) Because happiness is a warm gun mama (Bang bang, shoot shoot) Happiness is a warm gun, yes it is (Bang bang, shoot shoot) Happiness is a warm, yes it is, gun (Happiness, bang bang, shoot shoot) Well, don’t you know that happiness is a warm gun mama (Happiness is a warm gun yeah)

[ɔkˈtoːbɐrevolut͜si̯oːn]

Der österreichische Komponist Hanns Eisler (1898 – 1962) schrieb Musik für Arbeiterchöre und Hollywood. Sein Schaffen war marxistisch geprögt und im Gegensatz zum schöngeistigen Kunstbegriff l´art por l´art sozial motiviert. Zusammen mit meist kongenialen Texten bleibt sein Werk mit all dem Pathos ein packendes Zeitdokument und weiterhin faszinierend.

Zurecht zwei drei.

Das etwas verkopfte Frankfurter Kollektiv ARBEIT erlaubt sich eine Disko-taugliche Version eines Klassikers der sozialistischen Arbeiterbewegung:

Ein subtiler Versuch, mit massentauglichen Rhythmen «etwas politische Intelligenz» auf den revolutionären Tanzboden zu projizieren? Und weil der Mensch ein Mensch ist, drum braucht er Tanzmusik bitte sehr!