Papa Stolz, Stella Wurst
Monat: Mai 2014
Töggelichaste
Am nämlichen Abend an jenem Madrid in Lissabon gegen sich selbst Fussball spielte, veranstalteten die Zürcher Tischfussballer ihren Abschlussball im GZ Heuried. Nicht wenige Teilnehmer trugen sichtlich stolz das Trikot ihres (Tischfussball-) Vereins. Die ungezwungene Atmosphäre wurde akustisch mit Musikkonserven von Lemmy Kilmister & Co. untermalt und zusätzlich von Grillschwaden sowie diversen anderen Inhalaten olfaktorisch akzentuiert.
Doch die Lässigkeit schien nur vorgetäuscht — auch hier musste das Runde möglichst passend ins Eckige. Auch hier lauerte das Drama von Auf- oder Abstieg. Auch hier ging es um Sieg oder Niederlage, letztlich also um Pokale und Medaillen.
Bald werden an dieser Stelle noch mehr aufschlussreiche Details über das Schweizer Kastenwesen enthüllt; dann aber geht es schlicht um den Inhalt des berühmt-berüchtigten Chuchichäschtlis.
Hofgesang
„Wo man singet, laß dich ruhig nieder,
Ohne Furcht, was man im Lande glaubt;
Wo man singet, wird kein Mensch beraubt;
Bösewichter haben keine Lieder.“
(aus: Die Gesänge)
Hofchor auf dem Wolfram (von Eschenbach!) Platz
Inzwischen bereits zum fünften Mal findet der Zürcher Hofgesang statt. Zahlreiche und sehr unterschiedliche Chöre treten umsonst & draussen auf, um Anwohner und Passanten mit ihrer Sangeskunst zu erfreuen.
Der Initiator (und Stadt-Ökologe) Andreas Diethelm fabuliert munter:
HOF gesang ist ein klingendes Multipack,
eine Initiative zur Förderung der Nachbarschaft, der Stadtentwicklung und des Chorgesangs.
Urban Farming: Wir bestellen den Boden, auf dem gute Nachbarschaft wachsen und gedeihen kann.
Chorförderung: Wir preisen die Vielfalt des regionalen Chorschaffens, führen Chöre, einsame Sänger/innen und die Stadtbewohner/innen zusammen.
Safari: Wir erkunden und verzaubern die Rückseite der Stadt.
Dialog: Wir laden alle Akteure Mieter/innen, Vermieter/innen, Liegenschaftsverwaltungen und Verbände ein, die Höfe nachbarschaftstauglich zu gestalten.
Innen- und Hinterhöfe, die Räume zwischen den Behausungen nehmen 1/4 des gesamten Stadtraums ein.
In den vergangenen 50 Jahren vollzog sich schleichend die Zweckentfremdung vom Werkplatz zum Parkplatz. Damit sind heute Dreiviertel der Stadtbevölkerung des Bodens beraubt, auf dem man dem Nachbarn, der Nachbarin begegnen könnte.
In Zürich, Bern, Schaffhausen und Landshut haben seit 2006 mehr als 7000 Sänger/innen aller Sparten, Stile, Traditionen und Generationen, mehr als 300 Höfe erklingen lassen – für eine artgerechte Haltung der Stadtmenschen.
Dummy
Capo Fanclub
Der Secondo-Anteil der Schweizer Fussball-Nati entspricht
ziemlich genau der Ausländerquote auf Schweizer Baustellen.
Grand Prix de la Chanson
Heute nach der Taste ganz oben links benamst und Fluchtreflex auslösend — naturalmente. Heute Wurst — früher Assia, Gall, Shaw, Lavi, Ebstein, Lardi. Früher orchestrale Begleitung — live! — heute Windmaschinen und Geräteturnen nebst Pyro und SFX. Früher landessprachliche Autonomie, heute globalisierter Mainstream. Ohne die entlarvenden Kommentare vom subtil moderierenden Urban „Fucking hell, oh shit, die wollen uns umbringen“ Peter wäre der geföhnte Hype selbst als Modenschau schier unerträglich.
Aber Wurst — einmal auch der he-he-lle Schein!