Für die Wehrhaftigkeit der einst tapfer reislaufenden Eidgenossen steht in geradezu fundamentaler Weise das helvetische Milizsystem, eine kriegerisch klingende Bezeichnung für die Bereitschaft des Einzelnen zum Wohle des Gemeinwesens freiwillig mitzutun. Nach landläufiger Meinung gehört zu diesem Mittun unbedingt eine ausreichende Bewaffnung, schliesslich sind Staat, Freiheit und Eigentum einer permanenten Gefahr ausgesetzt. Das hier leicht verpixelt wiedergegebene Emblem von proTell (eine “Bürgerrechtsorganisation” à la National Rifle Association in den USA) ist ein naiv erscheinendes Symbol für die von bestimmten Kreisen geforderte Aufrechterhaltung der allgemeinen Wehrbereitschaft.

Der für die Bildung einer Nation wünschenswerte Gründungsmythos ist im Tyrannenmord Tells geradezu märchenhaft dargestellt: äussere Gefahr und drohende Unterdrückung wird freiheitsliebend durch aktives Einschreiten bekämpft und resultiert in einem einig Bund.
Eine wesentliche Rolle spielt bei diesem militanten Thema ein weiterer helvetischer Mythos, nämlich die uneinnehmbaren Alpenfestung, das “Réduit”. Hierzulande hält sich hartnäckig die Meinung, dass die schiere Wehrhaftigkeit der quasi eingeschlossenen Eidgenossenschaft eine drohende Unterjochung durch das Dritte Reich und dessen Verbündete einst verhinderte. Allmählich erst setzt sich die Erkenntnis durch, dass die neutrale Schweiz den faschistischen Achsenmächte auch als sicheres Transitland, stabile Bank und zuverlässiger Munitionslieferant diente.
In der Schweiz ist die Heimabgabe der Schusswaffe während der Militärzeit grundsätzlich üblich. Auf Wunsch geht die Dienstwaffe nach erfolgter Ausmusterung ganz in das persönliche Eigentum über – diese Art der Volksbewaffnung ist weltweit einmalig!
Die Gegner der Heimabgabe der zahlreichen Ballermänner verweisen auf die Unfälle und Verbrechen, welche mit Dienstwaffen wie dem traditionell im Stubenschrank aufbewahrten Schweizer Sturmgewehr immer wieder vorkommen.
Mit geschätzten 2,5 Millionen Schusswaffen in ca. 3,5 Millionen privaten Haushalten wird sich die Schweizer Schiesswut noch etwas länger austoben und die vernunftbetonte Abrüstung dauern.