Mark Stewart missing

Capitalism is the most barbaric of all religions.

Heute vor einem Jahr verstarb im Alter von 62 Jahren Mark Stewart. Musikalischer Guru nur Hilfsausdruck. Bereits seine erste Formation The Pop Group bot neuartige und explosive Klangmassagen an. Die innovative Kapelle kreirte verstörende, rhythmusbetonte Musik zu sozialkritischen Texten. We are all Prostitutes, We are Time, Snowgirl waren allesamt bahnbrechend und funktionierten mit der brachial verzerrten Stimme von Mark Stewart inklusive zahlloser Overdubs einfach famos. Sicherlich ist die musikalische Wirkung heute eine andere als vor fast 45 Jahren, doch ist die flirrende Energie noch immer spürbar.

 

We are all prostitutes
Everyone has their price
Everyone
And you too will have to learn to live the lie

Ebenso wie wenig später bei Mark Stewart and the Maffia, die quasi als All-Star-Band formiert eine schiere Prachtcombo waren, die herausragende Musiker inklusive eines genialen Tontechnikers in Person von Adrian Sherwood vereinte. Etliche brillante Alben mit unvergesslicher Musik waren das gelungene Resultat. Hypnotized, Don’t ever lay down your arms, Stranger than Love, Survival, These things happen, Hysteria, Forbidden Colour. Live zudem ein wahrer Ohrenschmaus mit Teilen der Sugarhill-Gang und Keith LeBlanc – ein Auftritt im Maria am Ostbahnhof weit nach Mitternacht bot kurz vor dem Ausreiseantrag einfach alles, zumal Mr. On U Sound Sherwood leibhaftig die Regler justierte.

We are the antidote to the war machine.

Bis zuletzt werkelte Stewart an seinem Bristol-Style und auch seine finale Veröffentlichung (ein Track sogar mit Lee Scratch Perry!) war wie immer voller Echo & Dub, wahrhaftig & neurotisch, krachend & grell. Schöne und treffend geschriebene Nachrufe aus UK hier, überraschenderweise von Tante FAZ da und selbst der Spiegel erinnert dort.

Schade um ein Unikat weniger.

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