Der angesagte Schweizer Autor Martin Suter webt den Zeitgeist in seine Verse und veröffentlicht unentwegt allerhand. Viele seiner Stories sind geradezu filmreif angelegt und lesen sich flüssig weg. Sanfter Tiefgang ohne viel Grund aufzuwirbeln — ein schlauer Ex-Werber schreibt feine Prosa entlang der sollbrechenden Nahtstelle von Schein und Sein.
Vor kurzem adaptierte der Meister des urbanen Mainstreams die Geschichte eines seiner Kolumnenhelden gar zu einem Musical in schweizerdeutscher Mundart. Zusammen mit einem musikalischen Möchtegern-Eisbären bringt «Geri» die etwas absurde Geschichte eines Stadtzürcher Szenis auf die Bühne, der in seinen krampfhaften Bemühungen in sein zu wollen ziemlich out rüberkommt. Für die lässige Yuppie-Clique um Geri werden dessen permanente Fauxpas unerträglich, für ihn selbst — gruppendynamisch isoliert — die Startrampe ins private Glück.
Die artverwandten doch grundverschiedenen Szenis werden erkennbar herausgearbeitet und aufgrund des déjà-vu-Effekts geschwind der Lächerlichkeit preisgegeben, bevor beim Publikum eine humorlose Selbsterkenntnis einzusetzen vermag. Szenentypische Mechanismen und die daraus resultierenden Gruppenzwänge werden in ihrer ordinären Oberflächlichkeit witzig blossgestellt. Was allzu leicht ganz banal absaufen könnte, hält sich auch dank manch schenkelklopfender Lacher („integrierter Dütscher“, „Neo-Retro“) über Wasser. Endorphintrunken trägt das Publikum selbst das Stück über alle Untiefen.
In dem amüsant choreografierten Singspiel beeindruckt die junge Carol Schuler besonders, und das nicht nur aufgrund ihrer krawalligen Röhre. Musikalisch geht Eichers Material gut ins Ohr und wird kompetent von der prima funktionierenden Liveband auf der Bühne intoniert, doch fehlen einfach die Überraschungsmomente. So wie in der pittoresken Handlung selbst, die ohne Haken und Ösen aalglatt mit einem grellen Happy End ausklingt.
Die leichte Kost wird appetitlich angerichtet, stilvoll elegant dargereicht und drückt auch nach dem Genuss kein bisschen aufs Gemüt – schöngeistiges Appeasement-Theater à la Zurichoise.