Delikat Essen CXVI

Testfieber im grossen Kanton – in Hinterhöfen, Garagen, brachliegenden Immobilien – überall unzählige Testcentren. Die vom Staat bezahlten Gratistests sind offensichtlich das lukrative Geschäftsmodell und vervielfältigen sie sich geradezu virusartig in den Städten.

Darauf einen Prosit!

Die Anderen

Freie Wähler 1.334.093 2,9 +1,6 1.127.171 2,4 +1,4
Tierschutzpartei 163.047 0,4 +0,3 674.789 1,5 +0,6
dieBasis 734.621 1,6 1,6 628.432 1,4 1,4
Die PARTEI 542.804 1,2 +0,6 461.487 1,0 0,0
Team Todenhöfer 5.699 0,0 0,0 214.281 0,5 0,5
Piraten 60.843 0,1 –0,1 169.889 0,4 0,0
Volt 78.211 0,2 0,2 165.153 0,4 0,4
ÖDP 152.886 0,3 0,0 112.351 0,2 –0,1
NPD 1.089 0,0 –0,1 64.608 0,1 –0,2
SSW 34.979 0,1 0,1 55.33 0,1 0,1
Gesundheitsforschung 2.845 0,0 0,0 49.331 0,1 +0,1
Die Humanisten 12.727 0,0 0,0 47.838 0,1 +0,1
Bündnis C 6.218 0,0 0,0 40.126 0,1 0,1
BP 36.798 0,1 –0,1 32.901 0,1 –0,1
V-Partei³ 10.679 0,0 0,0 31.966 0,1 –0,1
Unabhängige 13.415 0,0 0,0 22.77 0,0 0,0
Die Grauen 2.354 0,0 0,0 19.382 0,0 0,0
MLPD 22.745 0,0 0,0 17.994 0,0 0,0
du. 1.887 0,0 0,0 17.861 0,0 0,0
DKP 5.439 0,0 0,0 15.158 0,0 0,0
Tierschutzallianz 7.369 0,0 0,0 13.686 0,0 0,0
LIEBE 874 0,0 0,0 12.946 0,0 0,0
LKR 10.826 0,0 0,0 11.184 0,0 0,0
LfK 9.195 0,0 0,0
DiB 2.618 0,0 0,0 7.291 0,0 –0,1
III. Weg 513 0,0 0,0 7.83 0,0 0,0
Gartenpartei 2.095 0,0 0,0 7.611 0,0 0,0
BÜRGERBEWEGUNG 1.556 0,0 0,0 7.485 0,0 0,0
Menschliche Welt 657 0,0 0,0 3.794 0,0 0,0
BÜNDNIS21 351 0,0 0,0 3.537 0,0 0,0
PdF 3.234 0,0 0,0
SGP 1.535 0,0 0,0
BüSo 824 0,0 0,0 737 0,0 0,0
KlimalisteBW 3.957 0,0 0,0
Familie 1.815 0,0 0,0
Volksabstimmung 1.085 0,0 0,0
Graue Panther 960 0,0 0,0
THP 549 0,0 0,0
sonstige 258 0,0 0,0
B* 222 0,0 0,0
Übrige 110.799 0,2 0,0 –0,4

Maskenland

Noch mächtig beeindruckt von der teutonischen Disziplin in Sachen Schutz – zumindest in Wild-Süd-West — hatte der erste Kurztrip nach der Grenzöffnung schon etwas Spezielles. MaskenpflichtWährend in Zürich bis auf das Bahnpersonal kaum jemand Mund- und Nasenschutz trägt, ändert sich die Lage ab dem Rheinfall dramatisch: wie auf Signal packen die Mitreisenden ihre Masken aus, nesteln an Ausrichtung und Sitz der Bedeckung und schauen sich ob der erfolgten Verwandlung interessiert an und um. Als Maskennovize war modisch vorgesorgt, die Sache selbst blieb fremd und ungewohnt. Der Intercity (noch) leer wie nie zuvor, im Reiseziel tauen die Städte und Einkaufscenter erst allmählich und vorsichtig auf. Faktor R momentan näher bei 2 als 1, Tönnies nicht wirklich weit weg. Sein williges Fleisch lächelt zu unmoralischen Preisen aus dem Discounterprospekt. Vor Ort dennoch spürbar der Teamgeist: innerhalb weniger Tage bereits 10 Mio Apps im Umlauf.

Ohne Atempause

Social Distancing bislang eher ungewohnt bei Familienbesuchen, doch selbst ungeübt gleich eingespielt. Das Ding ist ja noch da, unsichtbar lauert es im Supermarkt. Dass die Schweiz nie das Maskenritual durchsetzte befremdet, im grossen Kanton funktioniert es jedenfalls im öffentlichen Leben. Sitzt, sieht gut aus und hat was. Beängstigendes.

PeterstalerDer Atem lässt sich filtriert spürbar zäher inhalieren, umgekehrt ist der in seiner freien Entfaltung gehemmte Odem in der unmittelbaren nasalen Analyse entweder der Nahrungsaufnahme, der hygienischen Verfassung von Mund- und Rachenhöhle oder beidem leicht zuzuordnen. Verdufte Corona!

Beim Zugwechsel retour ist es sicherlich nicht nur der fragwürdigen Kondition geschuldet, dass auf den letzten Metern der Sprintentscheidung bei vollem Marschgepäck im Hauptahnhof die Baumwollmaske noch weit vor dem erfolgreichen Zieleinlauf lechzend runter gerissen werden muss. Dafür grüssen die anstehenden Sommerferien überraschenderweise schon etwas früher und schelmisch an der Weinstrasse, wo der tapfere Schorle-Verweigerer hoch erfreut den ortsansässigen Weissburgunder mit den wundersamen Mineralien aus dem Schwarzwald ausgiebig nachspült.

Ex·t·re·mi·tät

Genau 10-43 Sekunden, eine Zehnmillionstel Milliardstel Milliardstel Milliardstel Milliardstel Sekunde soll der frühest messbare Moment nach dem Urknall sein. Die Plankzeit, Stichwort Singularität. Soweit so unklar, doch sollte vor dem vermuteten Urknall nicht Nichts gewesen sein. Das Stochern in der Ursuppe, dem Plasma aus elementaren Teilchen nebst Licht, stösst somit an eine Grenze, die für die Physik selbst in der Theorie einfach nicht zu überwinden ist — inschallah.

Ferhat ● Gökhan ● Hamza ● Said Nessar ● Mercedes ● Sedat ● Kaloyan ● Fatih ● Vili

Delikat Essen LXXXV

Die gutmeinenden Warmduscher der Deutsche Bahn stellen für ausfällige Klimaanlagen im Regionalverkehr kistenweise Mineralwasser als Kompensation zur freien Verfügung ihrer hitzegeplagten Fahrgäste. Dass das Wasser im hochtemperierten Zug in den PET-Flaschen ebenfalls fast den Siedepunkt erreicht, scheinen die arglosen Bähnler eher nicht bedacht zu haben. Das Gegenteil von gut ist gut gemeint…

Park Kings

pic by tiger

Nach einem der gelungenen Erstauflage auffallend ähnlich souverän herausgearbeiteten und clever durchorchestrierten Start-Ziel-Sieg bei der Ralley Mon Berlinskaja haben Chefpilot und Hauptsigrist selbst in der abschliessenden Parkplatzlotterie haushoch gewonnen und mussten dabei nicht erst auf günstige Umsetzungen hoffen. Auch ein überraschender Plattfuss direkt nach dem Start konnte das Dreamteam nur kurzzeitig aufhalten. Unplanmässige Streckenänderungen wurden von den zwei Cracks auf dem herausfordernden Parcours routiniert, geschickt und vor allem mit einem Lächeln lässig umschifft.

Selbstverständlich gehörten auch diverse Kulturstätten zum Pflichtprogramm, wovon manch eine noch gar nicht fertiggestellt war, so rasant gingen die beiden in die Steilkurve. Kamerad Rasso musste beispielsweise kaum verrichteter Dinge sein schönes Modell nebst Originalbierkiste schleunigst wieder retournieren, obwohl in seiner Idee extra ein Mast für das Hissen der Zielflagge vorgesehen war. Dem Abendgeläut bei den Prinzessinengärten, geschlagen von der antiken Herzmaschine, wurde jedoch pflichtbewusst und pünktlich gelauscht.

Klick für Film!

Kniffligerweise war bei der diesjährigen Ausgabe im Mittelteil der Strecke als besonderes Hindernis ein geheimer Timetunnel eingebaut, welcher bei korrektem Schwerkraftverhalten der Cockpitbesatzung einen 45er Zeitensprung erlaubte und in einer fast längst vergessenen Welt mündete. Da die Reinigung des Grenzstreifens zum Outer-Rim genossenschaftlich organisiert wurde, war die Rückpassage durch mehrere schwarze Löchrigkeiten quasi ein reines Kinderspiel. Der diesmal aus Mittelamerika stammende und eigens für jenes sowohl spezielle wie traditionell verlustreiche Ausscheidungsrennen fabrizierte Supersprit der beiden Beschleuniger tat ein übriges, um etwaige Verfolger gehörig auf Abstand zu halten. So hatten DJane Betty plus Lehmann leider nur das Nachsehen, trotz gefühlter 78 Umdrehungen. Vielleicht das Alter, vielleicht das lädierte Knie, vielleicht die allgemeine Wetterlage, doch ausser recht zögerlicher und zaghafter Verrenkungen war kaum Bewegung im abgeschlagenen Feld festzustellen. Die beim Saisonhöhepunkt durchaus erlaubten, ja sogar erwünschten, oft durch fernöstliche Substanzen angereicherten Nahrungsergänzung, welche Moral, Stimmung, Glaube, Liebe und Hoffnung positiv beeinflussten, spielten eine nicht unwesentliche Rolle – Ingwer & Meerrettich nur Hilfsausdrücke. Das unwirklich wirkende, jedoch schlicht überragende Abschneiden bei der 2019er Challenge wurde zum krönenden Abschluss mit einem Gala-Dinner inklusive eigens geladener Ehrengäste gebührend gefeiert und der völlig verdient errungene Siegerpokal macht sich bestimmt très chic in der Trophäenvitrine! Schon heute stehen künftigen Titelaspiranten die mehrfachen Titelverteidiger aber so was von direkt vor der Sonne. We will rock you!

Jimi

What means to you, what means to me
And we will meet again
I’m watching you, I’m watching her
I’ll take no pity from your friends
Who is right, who can tell
And who gives a damn right now?
Until the spirit new sensation takes hold
Then you know
Until the spirit new sensation takes hold
Then you know
Until the spirit new sensation takes hold
Then you know

I’ve got the spirit, but lose the feeling
I’ve got the spirit, but lose the feeling
Feeling, feeling, feeling, feeling
Feeling, feeling, feeling

Disorder by
Joy Division

Los Hamburgués

Hamburg Weltstadt stolz und reich und arm und würdelos. Eine völlig verlebt und zerlumpt aussehende Person schiebt ihre Sieben-Wagen-Karawane, bestehend aus schäbigen Trolleys und Einkaufswagen, wechselweise fünf Schritte das Trottoir entlang. Stau im Pyramidenbau nur Hilfsausdruck. Die Emsigkeit und Akkuratesse dieser seltsamen Performance steht im völligen Kontrast zu der nach wahllos zusammen gelesenen Müll aussehendem Ladung der übervollen Transportmittel. Petflaschen mit trübem Inhalt und andere erbärmliche Habseligkeiten sind eher zu erahnen als erkennbar, weil aus empfundener Scham gegenüber dem rastlos und ungerührt agierenden Menschen einerseits lieber nicht so genau hingeschaut wird, andererseits es nicht wirklich interessiert. Ein trostlos bleiernes Grauschwarz in der vifen Urbanität der agilen Neustadt. Unwirkliche Abscheu gepaart mit Staunen über die fast choreographiert wirkende Aktion stellt sich ein, dazu ein heimlicher Blick zurück. Watsdat?! Aber ja, die anderen Passanten haben es auch gesehen und ebenso sprachlos nicht reagiert. Das Elend in Teutoniens Metropolen wirkt krass im Vergleich zu der helvetischen Insel. Handkehrum fällt der Ex-Sozialministerin aus D das Fehlen solcher Strassenszenen hierorts sofort auf. Selber an der Armutsfront tapfer kämpfend kennen wir natürlich Obdachlose, arme Schlucker, Sans-Papiers und Wanderarbeiter. Aber nicht in solch drastischen Ausschmückungen wie im Harz4land. Sogar im beschaulichen Schwabenländle sind Bettler, Strassenmusikanten und herumlungernde Menschen in den Innenstädten gewöhnlich, in Zürich all dies unter Androhung von Wegweisung aber strikt untersagt. Wenn halbe Zombies durch die Berliner U-Bahn schwankend mit der „haste mal“-Forderung auf Kleingeld drängen, ist für glückselige Inselbewohner derart direkte Konfrontation nur erschreckend. Ein diffuses Gefühl keimt auf: wir sind reich, weil ihr arm seid. Wenig später beim Michel, eine beinah noch groteskere Szenerie. Wo innen wahrhaftig ein Geschäftsführer tituliert, wird aussen überm Hauptportal Satan vom namensgebenden Erzengel stolz mit dem Kreuze bezwungen. Gleich nach dem Sieg dann drinnen das unübersehbare Schild mit der Bitte, gefälligst (s)einen Obulus abzulassen.